Diagnosestellung - nicht immer selbstverständlich




Grundsätzliches zu Diagnosen:

In unserer Gesellschaft nimmt eine diffuse Kritik an allem "schulmedizinischen" kontinuierlich zu.
Dies führt so weit, dass nicht selten ärztliche Diagnosen per se abgelehnt werden, gar als "Erfindungen" bezeichnet werden, die "im Komplott" mit der Pharmaindustrie ausgetüftelt würden, um neue Einnahmequellen zu erschließen. Daraus folgt, dass ärztliche Behandlungsempfehlungen ebenfalls häufig in Zweifel gezogen oder auch ganz verworfen werden.

Unterstützt wird diese Entwicklung durch undifferenzierte Medienberichte, welche oft schlecht recherchiert sind. Viele Menschen fühlen sich verunsichert und wenden sich scheinbar "natürlicheren Alternativen" zu.

Ist das gerechtfertigt?
Wie entstehen ärztliche und insbesondere psychiatrische Diagnosen? Sind sie wirklich objektiv?
Kann man schulmedizinischem Rat vertrauen?
Und wie sinnvoll - und sicher - sind die vielerorts angepriesenen "Alternativen"?



Jede ärztliche, psychiatrische, psychologische Diagnose enthält noch viele Fragezeichen.
Schon das "normale" Funktionieren des Menschen ist allen Wissenschaftlern auch heute noch weitestgehend ein Rätsel. Wieviel mehr dann jeder Zustand, der davon abweicht.

Diagnosen sind ein Konstrukt. Sie sind gewachsen parallel zur Entwicklungsgeschichte der Medizin und ihrer Fortschritte; enstanden aus den Überlegungen der damit befassten Wissenschaftler angesichts bestimmter - in spezifischer Kombination immer wieder aufgetretener - Symptome und aus den gesammelten Erfahrungen in der Behandlung der damit verbundenen Beeinträchtigungen.

Infolgedessen enthalten - ebenso wie z.B. unsere Gesetze - sämtliche offiziellen Diagnosesysteme auch noch unbefriedigende Klassifizierungen, diskriminierende Formulierungen, auch veraltete Kriterien.
Das ist ärgerlich. Doch wird daran gearbeitet.
Da die heute in der Schulmedizin verwendeten Diagnoserichtlinien jedoch international abgestimmt sind,
um einen weltweiten Austausch neuer Erkenntnisse und Methoden zu ermöglichen,
erfordern Veränderungen viel Zeit, da es nicht immer einfach ist, alle - natürlicherweise durchaus auch unterschiedlichen - Sichtweisen unter den gemeinsamen Hut des Konsenses zu bringen.

Natürlich sind auch Ärzte nur Menschen. Sie können sich irren, begehen Fehler, wie wir alle.
Und natürlich sind Pharmakonzerne keine selbstlosen Weltverbesserer, sondern wollen an ihren Produkten verdienen. Auch sie unterliegen Irrtümern, begehen manchmal schwerwiegende Fehler.
Aber sie sind auch keine gewissenlosen Verbrecher.
Ihre Produkte haben schon unzähligen Menschen das Leben gerettet und einem Vielfachen dieser Menge das Leben lebenswerter gemacht.


Jede medizinische Behandlung birgt ein Risiko.
Aber das Risiko der Nichtbehandlung ist bei einem Großteil der Patienten ungleich größer.

Trotz aller Unwägbarkeiten sind Diagnosen sinnvoll und wichtig,
als einzig mögliche effektive Handlungsbasis und als Verständigungsgrundlage.
Anders ist keinerlei Therapie möglich, welcher Art auch immer und von wem auch immer vorgenommen.

Auch Nicht-Schulmediziner sind auf eine Diagnose angewiesen, um handlungsfähig zu sein,
und sei es nur, dass sie sich im stillen Kämmerlein ein ganz privates Schema zurechtstricken.
Nur dass dieses dann auf ihren ganz eigenen - meist nicht überprüfbaren - Kriterien beruht und nicht,
wie eine Diagnose nach den offiziellen, international anerkannten Klassifikationen, auf dem
nach langjährigem intensivem Forschen und Nachdenken begründeten Konsens aller führenden Wissenschaftler weltweit samt Vertretern aller sonstwie mit Gesundheits- und Befindlichkeitsstörungen
und den dazu korrespondierenden menschlichen Problemen wesentlich befassten Gruppen.

Wissenschaftliche Forschung ist objektiv überprüfbar.
Das unterscheidet sie von den sogenannten "alternativen"" Sichtweisen.

Darum ist das Risiko einer Nicht-"Schul"medizinischen Diagnosestellung und Behandlung erheblich größer als das Risiko einer Diagnosestellung und Behandlung nach "schul"medizinischen Kriterien.

... Was die Anwendung klassischer Hausmittel wie Wärmflasche und Wadenwickel nicht generell ausschließt.

Mehr dazu später. Ich werde Seiten mit detaillierten Besprechungen von einzelnen Therapien und Behandlungsansätzen noch ergänzen. Dort werden die Hintergründe der Theorien erklärt und ihr jeweiliges Risiko sowie ihr Nutzen abgewogen werden.

Eine gut verständliche, ausführliche und darüberhinaus auch unterhaltsame Erkärung dafür, was Wissenschaftlichkeit eigentlich ist und warum es so wichtig ist, wissenschaftlich und skeptisch vorzugehen, wenn man wissen will, welche Behandlungsmethode wirklich sinnvoll ist, bietet dieses Memorandum von Dr. Christoph Bördlein. Er ist übrigens kein Mediziner, sondern Psychologe und Germanist:

http://www.boerdlein.gmxhome.de/seiten/pdf/memorandum.pdf




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