Status epilepticus




Einen Status epilepticus nennt man es, wenn ein klinischer (äußerlich beobachtbarer) epileptischer Anfall,
egal ob er mit oder ohne Bewusstseinsverlust einhergeht,
oder eine im EEG sichtbare, ihm entsprechende Aktivität des Gehirns,
ununterbrochen länger als (je nach Quelle der Definition, nach Anfallsform und Alter des Betroffenen) 5-30 Minuten andauert;
oder aber wenn eine Serie von epileptischen Anfällen so schnell unmittelbar aufeinander folgt, dass der Betroffene sich dazwischen nicht wieder vollständig erholen kann bzw. nicht vollständig das Bewusstsein wiedererlangt.

Nicht immer ist ein solcher Status gut zu erkennen.
Ein sogenannter Absencen-Status z.B. kann mit Müdigkeit oder Verträumtheit oder Fahrigkeit verwechselt werden, auch weil Betroffene oft noch automatisierte Handlungen durchführen können.
Diese Form ist jedoch im Gegensatz zu den anderen Formen nicht akut lebensbedrohlich, sie kann aber trotzdem schwere Folgeschäden verursachen.
Hiervon abgegrenzt werden muss der bioelektrische Status im Schlaf (ESES).

Ein Status epilepticus ist unmittelbar lebensbedrohlich!
Betroffene müssen sofort notärztlich behandelt werden!

Gefährlich ist hierbei einerseits eine drohende Hirnschädigung und andererseits eine Überlastung des Körpers, was z. B. zum Herzstillstand und/ oder Atemstillstand führen kann.

In einem solchen Notfall ist sofortige ärztliche Behandlung erforderlich, bei der neben obligatorischen Notfall-Maßnahmen wie einer Kreislaufstabilisierung etc. die sofortige Gabe von Notfall-Antiepileptica zwingend erforderlich ist. Hier gibt es verschiedene Medikamente, die leider nicht bei jedem Betroffenen gleich gut wirken, einzelne meist gut wirkende können bei bestimmten Patienten sogar zu einer starken Verschlechterung der Situation führen. Menschen, die von einer akuten Anfallsgefährdung wissen - oder ihre Angehörigen - haben darum im Allgemeinen ein entsprechendes für sie verträgliches Mittel stets in Reichweite.
Es gibt solche Medikamente herkömmlich als Klistier oder als Tropfen aber auch als sofort lösliche Schmelztabletten, die problemlos in die Wangentasche gelegt werden können.

Normalerweise bekommen Angehörige von Kindern mit bekannter Epilepsie mit häufigen Anfällen empfohlen, sicherheitshalber bereits nach einer Anfallsdauer von 5 Minuten ein solches Medikament zu geben - meist als Klistier - und gegebenenfalls nach weiteren 5 Minuten erneut. Sollte nach wiederum 5 Minuten, also einer Anfallsdauer von nunmehr 15 Minuten, der Anfall noch nicht unterbrochen sein, so sollte sofort ein Notarzt gerufen werden. Denn die Grenze, nach der ein Status lebensbedrohlich werden könnte, liegt bei ca. 30 Minuten, und der Notarzt braucht ja noch eine gewisse Zeit, bis er eintrifft.
Wollen Sie sicher gehen, oder haben Sie keine Erfahrung zu dem beim Betroffenen normalen Anfallsverlauf, oder handelt es sich um den ersten derartigen Anfall,
so rufen Sie den Notarzt ohne Wartezeit sofort.





Sollten Sie einmal Zeuge eines Status epilepticus werden,

so rufen Sie sofort einen Notarzt!
Verzichten Sie bitte unbedingt darauf, dem Betroffenen etwas zwischen die Zähne zu schieben, das schadet mehr als es nutzt!
Versuchen Sie nicht, den Betroffenen festzuhalten.
Sichern Sie die Umgebung, indem Sie scharfkantige Gegenstände usw. beiseite räumen.
Beobachten Sie den Betroffenen und merken Sie sich den Anfallsverlauf (das Verhalten des Betroffenen) möglichst genau.
Notieren Sie Ihre Beobachtungen nach dem Ende des Anfalles, damit helfen Sie dem behandelnden Arzt bei der Beurteilung der Anfallsform und -Schwere.
Bitte wenden Sie bekannte Erste-Hilfe-Maßnahmen an, falls sie notwendig werden. (Kontrolle von Atmung und Herzschlag, stabile Seitenlage bei Bewusstlosen, Kontrolle der Mundhöhle auf Erbrochenes etc.)

Nach einem Grand-Mal-Anfall (“großer” Anfall mit Bewusstlosigkeit) und nach den meisten schweren oder langdauernden Anfällen, auch ohne dass es zu einem echten Status kam, sind die Betroffenen meist noch eine Weile benommen und müde, oft fallen sie danach schnell in einen tiefen Schlaf.



Hier http://www.kup.at/journals/inhalt/116.html finden Sie eine Fach-Artikelsammlung der österreichischen Sektion der internationalen Liga gegen Epilepsie zu Entstehung, Diagnose und Behandlung verschiedener Arten des Status epilepticus.





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