Unterschiede der Autismusformen



Es gibt Unterschiede zwischen den “offiziellen” Diagnosen

Asperger Syndrom - Kanner (frühkindlicher) Autismus - High Funktioning Autismus - atypischer Autismus.


Hier werden sie erklärt. “Autistische Züge” ist übrigens keine offizielle Diagnose, sondern ein schwammiger Begriff, der oft benutzt wird, wenn ausgedrückt werden soll, dass jemand nur einzelne Aspekte autistischen Verhaltens aufweist. Dies trifft jedoch auf viele Menschen zu, besonders auf viele Eltern und andere Verwandte autistischer Personen.
Manche Ärzte benutzen diesen Ausdruck auch, wenn Sie sich nicht ganz sicher sind, welche konkrete Diagnose aus dem “autistischen Spektrum” auf einen Patienten zutrifft.







Professor Dr. Dr. Helmut Remschmidt:

“Wir müssen autistische Störungen voneinander unterscheiden.

„Das bekannteste Syndrom ist der Frühkindliche Autismus.
Wir müssen davon das Asperger-Syndrom abgrenzen.
Der High-functioning Autismus ist eine Variante des Frühkindichen Autismus bei relativ hoher Intelligenz.

Zu allen drei Störungen kann man vielleicht Folgendes sagen:


Der Frühkindliche Autismus (Kanner-Syndrom) manifestiert sich in den ersten Lebensjahren. Er ist gekennzeichnet durch ein extremes Abkapseln von der Umgebung, häufig durch Sprachentwicklungsstörungen, häufig auch durch Intelligenzreduzierung und durch stereotype Tätigkeiten, die ein Kind auch daran hindern, seiner normalen Entwicklung zu folgen und diese mitzugestalten.



Das Asperger-Syndrom ist eine Variante der autistischen Störung, von dem Wiener Pädiater Hans Asperger 1944 beschrieben. Diese Persönlichkeitsvariante -— Asperger nannte die Störung autistische Psychopathie, heute würde man sagen: autistische Persönlichkeitsstörung -— unterscheidet sich durch drei Merkmale vom Frühkindlichen Autismus:

Erstens dadurch, dass diese Kinder früh und gut und manchmal besonders artikuliert sprechen lernen.

Zweitens dadurch, dass im Durchschnitt die Intelligenz der Kinder mit Asperger-Syndrom höher ist als diejenige der Kinder mit Frühkindlichem Autismus und

drittens dadurch, dass diese Kinder mit Asperger Syndrom Störungen in der motorischen Koordination und überhaupt im Zusammenspiel der Bewegungen haben, was Kinder mit einem Frühkindlichen Autismus nicht haben, sofern sie nicht zusätzlich an einer weiteren Erkrankung leiden.

Wir müssen nämlich wissen, dass es etwa 40 Störungen gibt, die überzufällig gehäuft mit dem Frühkindlichen Autismus gemeinsam auftreten.



Schließlich: Der High-functioning Autismus ist eine Variante des Frühkindlichen Autismus, der nicht die Merkmale des Asperger-Syndroms zeigt, aber in der Intelligenz oft den Kindern mit Asperger-Syndrom entspricht, d.h. es handelt sich um Kinder mit dem klassischen Bild eines Frühkindlichen Autismus und einer hohen Intelligenz, wobei die anderen Merkmale des Asperger-Syndroms nicht vorhanden sind.



Nun kann man noch eine vierte Störung unterscheiden, das ist der Atypische Autismus.

Dieser entspricht entweder vom zeitlichen Ablauf nicht dem Frühkindlichen Autismus und d.h., man kann ihn in den ersten 30 Lebensmonaten nicht feststellen,
oder aber er weist nicht das Vollbild der Symptomatik auf, das der Frühkindliche Autismus aufweist.



Wenn man alles zusammennimmt, kann man von einem großen Spektrum autistischer Störungen sprechen. Dieses Spektrum zeichnet sich dadurch aus, dass die einzelnen Störungen unterschiedliche Lokalisationen in diesem Spektrum haben, unterschiedliche Symptomatik, aber auch eine Reihe von Gemeinsamkeiten.“



Quelle: “Hilfe für das autistische Kind“, Vereinigung zur Förderung autistischer Menschen, Regionalverband Rhein-Main e.V. — fünfte lnformationsschrift, Frankfurt am Main, März 2001







Eine weitergehende Differenzierung zwischen frühkindlichem (“Kanner-”) Autismus und dem Asperger Syndrom finden Sie hier:

Prof.Dr. Dr. Helmut Remschmidt: Das Asperger Syndrom - Eine zu wenig bekannte Störung? Artikel im Deutschen Ärzteblatt: Dt Ärztebl 2000; 97: A-1296–1301[Heft 19]
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/pdf.asp?id=22954







Das Rett-Syndrom kann mit frühkindlichem Autismus verwechselt werden. Es betrifft fast ausschließlich Mädchen, welche in früher Kindheit bereits gelernte Fähigkeiten wieder verlieren und dann ein autistisches Verhalten zeigen können. Das Rett-Syndrom kann seit 1999 mit einem Gentest diagnostiziert werden.

Zur Homepage der Elternhilfe Rettsyndrom e.V.: http://www.rett.de mit den Diagnosekriterien: http://www.rett.de/syndrom/diagnose.htm







Auch mit dem Angelman-Syndrom besteht eine gewisse Verwechslungsgefahr. Dieses ist ebenfalls auf eine spezielle genetische Besonderheit zurückzuführen, die heute diagnostisch festgestellt werden kann: http://www.angelman.de/ - hier: http://www.angelman.de/AS_info.htm



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